Vorträge zum Leitthema „Zeit“
Die Zeit – sie ist ein spannendes und gleichzeitig schwer zu fassendes Phänomen. Sie verbindet den Kosmos mit dem Leben von uns allen. Am himmlischen Uhrwerk, Sonne, Mond und Sternen, lesen wir die Zeit ab, die im Alltag den meisten Menschen fehlt. Welchen Zeitrhythmus benötigen wir für den Alltag sowie für unsere Gesellschaft? Wie erleben Menschen anderer Kulturen die Zeit – und was lässt sich über die kommende Zeit, die Zukunft, sagen? Die Montagsakademie spannt einen weiten Bogen von Zeit und Raum im unendlichen Kosmos bis zum persönlichen Umgang mit der Zeit, in der die Langsamkeit neu entdeckt wird – und lädt dazu ein, sich die Zeit zu nehmen, um mehr über die Zeit zu erfahren!
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 19.10.2009
„Zeit und Kosmos“
Univ.-Prof. Dr. Sabine Schindler, Institut für Astro- und Teilchenphysik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Das Universum ist sehr wahrscheinlich durch eine Art riesiger Explosion – dem Urknall – entstanden. Es wird darlgelegt, welche Hinweise man dafür hat und wie sich das Universum weiterentwickeln wird. Dazu wird auch darauf eingegangen, welche Rollen die sogenannte „Dunkle Materie“ und „Dunkle Energie“ spielen. Im Universum laufen verschiedene Prozesse auf verschiedenen Zeitskalen ab: Zum Beispiel Supernova-Explosionen innerhalb von Bruchteilen von Sekunden oder Galaxienentwicklungen in mehreren Milliarden Jahren. Es wird erklärt, wie das alles zusammenspielt und das heutige Universum geformt hat.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 9.11.2009
"Regenerationszeit und Leistungsfähigkeit: ein Einblick in die Rhythmen des Alltags"
Univ.-Prof. Mag. DDr. Wolfgang Kallus, Institut für Psychologie, Universität Graz
Menschen setzen zur Bewältigung von Belastungen ihre physischen, psychischen, sozialen und technischen Ressourcen ein. Die Pflege, Wartung und energetische Versorgung der technischen Ressourcen stellt eine Selbstverständlichkeit dar. Die „Pflege“ unserer physischen, psychischen und sozialen Ressourcen erfolgt weitestgehend automatisch durch biologisch und kulturell angelegte Rhythmen. Die persönliche Leistungsfähigkeit kann nur erhalten und entwickelt werden, wenn wir unsere biologischen und sozialen Rhythmen und unsere wiederkehrenden Gewohnheiten zur Regeneration unserer Ressourcen nicht ständig stören und unterdrücken, sondern aktiv stützen und fördern. Es werden empirische Ergebnisse zur Bedeutung der Balance von Beanspruchung und Regeneration für die Anpassungsfähigkeit des Organismus an den Stress einer Operation, für die Leistungsfähigkeit im Spitzensport und für die Erhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit zur Diskussion gestellt. Ein Blick auf Möglichkeiten zur Verbesserung der persönlichen und beruflichen Beanspruchungs-Erholungs-Bilanz, zur Pflege der individuellen Lebensrhythmen und zur Vermeidung von "Burnout" schließen den Beitrag ab.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 23.11.2009
"Anti-Aging: der Kampf gegen die Zeit"
Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Universität Graz
Professor Madeo ist Entdecker eines zellulären Selbstmordprogrammes in Einzellern und machte auch auf die soziobiologische Bedeutung eines Sebstmordprogrammes in Einzellern aufmerksam. „Es konnte gezeigt werden, dass sich alterndende Hefezellen opfern, um zum Wohle der nachkommenden Tochterzellen Nährstoffe zu sparen. Im Vortag wird auf die grundlegenden Theorien des Alterns eingegangen und diese sowohl an einfachen biologischen Modellen als auch am Menschen selbst erklärt. Weiterhin werden die rasantesten Altersbeschleuniger genannt, die bekanntesten Anti-Aging Märchen hinterfragt und schließlich wird auf wissenschaftlich fundierte Strategien eingegangen, die das Altern eventuell verzögern.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 14.12.2009
„Alle Zeit der Welt – das himmlische Uhrwerk von Sonne, Mond und Sternen"
Mag. Dipl.-Ing. Dr. Peter Habison, Direktor des Planetariums und der Sternwarten Wien
Die Zeit erscheint uns als das Normalste der Welt und wir alle haben unsere Mühe mit ihr. Doch was wissen wir tatsächlich über sie? Die Astronomen gelten seit Alters her als die Hüter der Zeit. Schon vor Jahrtausenden waren Tag und Nacht, die Einteilung des Jahres in Wochen, Monate und Tage für die Menschen von immenser Bedeutung. Verschiedene Kalendersysteme versuchten Struktur in die himmlischen Spären zu bringen und das Leben der Menschen auf der Erde zu ordnen. Ausgehend von historischen und philosophischen Betrachtungen behandelt der Vortrag die astronomische Dimension der Zeit- und Zeitmessung: Erdrotation, Sonnen- und Mondlauf, Kalender, Uhren, Navigation, Zeitsysteme, Schaltsekunden und moderne Zeitmessung.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 11.01.2010
"Gedenk-Zeiten"
em. O.Univ. Prof. Dr. DDr. h. c. Michael Mitterauer, Institut für Sozialgeschichte, Universität Wien
Vom Jobeljahr des Alten Testaments, das nach den Bestimmungen des Buches Levitikus alle 50 Jahre begangen werden sollte, über das „Heilig Jahr der mittelalterlichen Päpste“ jeweils nach 100, 50, 33 oder 25 Jahren bis hin zum Jubiläum des neuzeitlichen Europa führt eine direkte Entwicklungslinie. Aus ihr erklärt sich unsere so ausufernde Gedenkkultur der Moderne. Vieles hat sich im Verlauf dieser Entwicklung geändert, geblieben ist das Feiern von Geschichte nach bestimmten Zeitintervallen. Auf dem Hintergrund einer Geschichte von Gedenkzeiten stellen sich Fragen: Gibt es wirklich einen „Zwang der runden Zahl“, der zum Feiern verpflichtet? Wer hat jeweils die Macht, Gedenken zu verordnen? Wird mit Gedenkjahren und Gedenktagen Geschichtspolitik betrieben? Zu welchem Umgang mit Vergangenheit führt das Gedenken nach dem Muster „So wie damals so auch heute“? Welche Formen des Geschichtsbewusstseins ergeben sich aus unserer traditionellen Gedenkkultur? Antworten auf solche Fragen legen es nahe, die über kommene Praxis des historischen Gedenkens zu überprüfen.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 25.01.2010
"Überholt werden als Ziel – warum die Wissenschaft nicht an ihr Ende kommt"
ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Fleck, Institut für Soziologie, Universität Graz
Wissenschaft ist ein Wettbewerb und bei Wettbewerben spielt Zeit fast immer eine sehr große Rolle. Unter anderem wird im Vortrag der Wettbewerb um die „Unsterblichkeit“ behandelt, die verschiedenen Versuche von Wissenschaftlern, dem Vergessen werden – was oben als „überholt werden“ benannt wurde – zu entkommen. Hier wird auch auf das in jüngster Zeit auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Phänomen der Halbwertszeit des wissenschaftlichen Wissens eingegangen und gezeigt, wie dieses gemessen werden kann.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 22.03.2010
„Zeitreichtum – Zeitarmut. Das Leben in unterschiedlichen Zeitsystemen am Beispiel afrikanischer und südpazifischer Gesellschaften"
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Obrecht, Leiter Geschäftsstelle der „Commission for Development Studies“ (KEF), Wien
Vor Jahren ließ sich der Soziologe und Kulturanthropologe Andreas J. Obrecht wochenlang auf einer menschenleeren Südpazifikinsel aussetzen, um dort etwas über die Zeit und über sich selbst zu erfahren. Das Thema Zeit begleitet ihn bis heute. In seinem Buch „Zeitreichtum – Zeitarmut“ beleuchtet er das Phänomen Zeit aus den unterschiedlichsten Perspektiven, in dem Vortrag wird er vor allem auch auf die Unterschiedlichkeit der Zeitwahrnehmung und des Umgangs mit Zeit in europäischen, afrikanischen undmelanesischen Gesellschaften zu sprechen kommen. Ein Thema für alle, „die bereit sind, Zeitreichtum, Zeitarmut, die unbegrenzte Fülle oder die Herzinfarkt erzeugende Knappheit der Zeit mit einem sich selbst vergebenden Lächeln zu verstehen“.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 12.04.2010
„Was wird die Zukunft bringen? Geschichts- und religionsphilosophische Perspektiven"
Univ.-Prof. Dr. Herta Nagl-Docekal, Institut für Philosophie, Universität Wien
Ist mittels philosophischer Methoden etwas über die Zukunft der Menschheit ausfindig zu machen? Der Vortrag unterscheidet zwischen „Prognosen“ und „Antizipationen“ (die ein Element des Handelns bilden) und erläutert den Begriff der „Zukunft in der Gegenwart“. Untersucht wird, welche Aufschlüsse aus der philosophischen Anthropologie gewonnen werden können, und inwiefern moralische und rechtliche Normen zukunftsweisend sind. Dabei kommen die Themen „Kosmopolitismus“, „soziale Gerechtigkeit“ und „Fortschritt“ zur Sprache, sowie die Frage, ob wir Grund zur Hoffnung auf eine „bessere Zukunft“ haben. Ferner wird erläutert, wie die individuelle Sinnperspektive eines – nicht-zeitlich zu denkenden – „künftigen Lebens“ religionsphilosophisch ausgeleuchtet werden könnte.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 26.04.2010
„Was ist Zeitpolitik? Und welche Politik braucht es, damit wir mehr Zeit haben?"
Prof. Dr. Ulrich Mückenberger, Forschungsstelle Zeitpolitik, Centrum für Internationale Studien, Universität Hamburg
Der zeitpolitische Zugang versucht, gesellschaftliche Verhältnisse von menschlichen Alltagen her zu denken und zu gestalten. Der Vortrag soll klären helfen, wozu, wie und mit welchen Effekten das geschieht.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 17.05.2010
„Zeit im Bild und ihre Wahrnehmung – Bewegungsdarstellung, Erzählformen und Symbole in der bildenden Kunst"
em. Univ.-Prof. Dr. Götz Pochat, Institut für Kunstgeschichte, Universität Graz
Vergehende Zeit ist das Los des Menschen. Sie begleitet unser Leben von der Geburt bis zum Tod und trägt das Bewusstsein. Das was wir als Gegenwart empfinden, bezieht Vergangenheit als Erinnerung mit ein; auf Zukunft hin gestalten wir das Dasein. Dementsprechend reflektiert auch die Kunst als kreativer Ausdruck des Menschen das Phänomen der Zeit in unterschiedlichster Weise: Als Bewegungsdarstellungen; in der Form von Erzählungen auch mythologischen und historischen Inhalts; als dramatische Steigerungen auf einen Augenblick hin, oder als entscheidende Momente im Verlauf der überzeitlichen Heilsgeschichte.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 07.06.2010
„Zwischen Gegenwart und Zukunft – von der Zeit in der Pädagogik"
Univ.-Prof. Dr. Josef Scheipl, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Universität Graz
Professor Scheipl ist aufgund einer Absage des ursprünglich vorgesehenen Vortragenden kurzfristig eingesprungen und präsentierte eine modifizierte Fassung seines Beitrages anlässlich des internationalen Humboldt-Kollges „Phänomen Zeit“ unter der Leitung von o.Univ.-Prof. Dr. Diemtar Goltschnigg vom 10.-14.11.2009.
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