Vorträge zum Leitthema „Mobilitäten“
„Wer rastet, der rostet!“ sagt ein Sprichwort. Dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Dienstleistungen, Ideen und Sachgüter. Mobilität ist die Grundlage von Wissen, Wirtschaft und Kultur. Doch zeigen diese Mobilitäten auch Schattenseiten. Wer nie rastet, bricht zusammen. Die Montagsakademie lädt ein, vom Reisen bis zu politischen Bewegungen, von der Orthopädie bis hin zu den virtuellen Finanzströmen, die Faszination und die Gefahren der vielfältigen Mobilitäten unserer Zeit zu erkunden.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 26.09.2011
Montagsakademie Spezial: Live von der Dachterrasse Kastner&Öhler Graz
"Die Zukunft der Fortbewegung: Visionen für die urbane Mobilität"
ao. Univ.-Prof. Dr. Alfred Posch, Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung, Universität Graz
Die Urbanisierung ist ein globaler Megatrend. Damit einhergehend stoßen herkömmliche Konzepte der Mobilität in Städten zunehmend an ihre Grenzen. Abgase, Lärm, Unfallgefahr und Staus beeinträchtigen massiv die Lebensqualität in Ballungsräumen und führen zu erheblichen direkten und indirekten Mobilitätskosten für die Gesellschaft. In diesem einführenden Beitrag werden daher Visionen für eine nachhaltige urbane Mobilität entwickelt. Hierbei soll aufgezeigt werden, welchen Beitrag die Wissenschaft leisten kann und welche neuen Zugänge erforderlich sind, um durch inter- und transdisziplinäre Prozesse der Wissensintegration zu „sozial robusten“ Visionen und Konzepten für die urbane Mobilität zu gelangen.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 17.10.2011
"Geld bewegt die Welt. Ein soziologischer Blick auf Kursrallys, Seifenblasen und Börsencrashs"
Univ.-Prof. Dr. Klaus Kraemer, Institut für Soziologie, Universität Graz
Das rasante Auf und Ab der Kurse an den internationalen Börsen verschlägt uns den Atem. Ob die geplatzte „Internetblase“ zur Jahrtausendwende, die Immobilien- und Finanzkrise 2008 und 2009, die uns an den Rand einer neuen Weltwirtschaftskrise führte oder die aktuelle Krise des Euro, – stets drängt sich der Eindruck auf, dass wir mehr oder weniger alternativlos den Spekulationswellen an den Finanzmärkten ausgeliefert sind. In diesem Vortrag wirft der Grazer Soziologie Klaus Kraemer die Frage auf, wie man Kursrallys, Seifenblasen und Börsencrashs wissenschaftlich erklären kann. Kann man sie überhaupt erklären? Oder entziehen sich die Kursbewegungen an den Finanzmärkten einer rationalen Erklärung? Kraemer gibt zunächst einen Überblick darüber, wie in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften das scheinbar Irrationale der Finanzmärkte üblicherweise erklärt wird. Er weist auf Schwächen der herkömmlichen Erklärungsmodelle hin und lädt die TeilnehmerInnen dazu ein, mit den Werkzeugen der Soziologie das eruptive Auf und Ab besser verstehen zu können.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 21.11.2011
"Die Welt in der Tasche? Revolution in unserer Informationsgesellschaft durch mobile Kommunikation"
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Otto Petrovic, Institut für Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik, Universität Graz
Vieles ist heute ganz normal: wir suchen in Wikipedia und Google statt in der gebundenen Enzyklopädie im Regal. Wir schreiben E-Mails anstelle von Briefen und das Laden von Musikdateien aus iTunes erspart uns den Weg in das CD-Geschäft. Wer so etwas vor 10 oder gar 15 Jahren vorhergesagt hat, galt als einer von jenen, die aus allem eine Revolution machen – und die angesagten finden meist nicht statt. Auch das hat sich geändert – manche finden statt: aber viel stärker als angesagt. Nun ist das Internet aus dem Personal Computer ausgebrochen und erobert unseren Lebensbegleiter, das Mobiltelefon. Im Jahr 2012 nutzt jede zweite Österreicherin und jeder zweite Österreicher das Internet auch von seinem Handy aus. In geraumer Zeit wird das die häufigste Form der Internetnutzung sein – weit vor dem Personal Computer.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 09.01.2012
„Von der Arche Noah zur Einwanderungsbehörde: Jüdisch-argentinische AutorInnen und ihre bewegten Geschichten"
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Erna Pfeiffer, Institut für Romanistik, Universität Graz
Eine Konstante in der Geschichte von Jüdinnen und Juden als Kollektiv sind gerade dessen freiwilligen und unfreiwilligen Wanderbewegungen, beginnend mit der Vertreibung aus dem Paradies bzw. der Arche Noah bis hin zu Diaspora und Exil in der Neuzeit. Seit jeher sind über diese bewegte Geschichte eines Volkes auch bewegende Geschichten erzählt und geschrieben worden. Eine interessante Facette stellen die autobiographischen Berichte, Romane und Kurzgeschichten von Autorinnen und Autoren dar, deren Eltern oder Großeltern auf der Flucht vor Pogromen und dem Holocaust ins „Gelobte Land“ Argentinien gelangt waren. Allein zwischen 1889 und 1914 waren es ca. 160.000 Menschen, die aus dem zaristischen Russland oder aus dem Nahen Osten in die Pampa strömten und dort sogar als „Jüdische Gauchos“ bekannt wurden. Wie heutige Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft zu dieser Vorgeschichte stehen, welche Erfahrungen sie selbst gemacht haben und wie sich dies in ihren Werken niederschlägt, soll in diesem Vortrag dargelegt werden.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 23.01.2012
"Wanderarbeit, Jobnomadismus und Migration – Mobilität von Arbeitsleistungen als Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft"
ao. Univ.-Prof. Dr. Karin Maria Schmidlechner-Lienhart, Dr. Ute Sonnleitner, Mag. Verena Lorber, Mag. Manfred Pfaffenthaler, Doktoratsprogramms „Migration-Diversität-Globale Gesellschaften“, Universität Graz
Der Vortrag wird nun von VertreterInnen des Doktoratsprogramms „Migration-Diversität-Globale Gesellschaften“ der Universität Graz in Form von drei Teilreferaten gehalten. 1. Einführung: ao. Univ.-Prof. Dr. Karin Maria Schmidlechner-Lienhart, Institut für Geschichte, Universität Graz / 2. Dr. Ute Sonnleitner: Die Arbeitsmigrantin als „Haustochter“ - Steirerinnen in der Schweiz 1945-1955. / Mag. Verena Lorber: „Gastarbeit“ in der Steiermark. Darstellung der Lebensrealitäten von ArbeitsmigrantInnen vom Beginn der staatlichen Anwerbepolitik 1961 bis zur Einführung des „Ausländerbeschäftigungsgesetzes“ 1975. / 4. Mag. Manfred Pfaffenthaler: Migration und Mobilität. Die „Gastarbeiterroute“ als transeuropäischer Migrationsweg.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 12.03.2012
"Frauen machen mobil. Die internationale Dimension der Frauenbewegung"
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Anita Prettenthaler-Ziegerhofer, Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung, Universität Graz
Die internationale Frauenbewegung ist über 100 Jahre alt: Grund genug, um einen Rückblick auf ihre Errungenschaften in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter zu tätigen und nach vorne zu blicken. Wo liegen die Stärken und die Schwächen der Bewegung, was gilt es noch zu tun, um eine Gleichstellung der Geschlechter an allen Tagen des Jahres erreichen zu können? Diese Darstellung und Fragestellung werden den Inhalt des Vortrages bilden.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 26.03.2012
„Reisen durch Raum und Zeit"
Univ.-Prof. Mag. Dr. Joachim Krenn, Institut für Physik, Universität Graz
Die Frage nach dem wo und wann bestimmt unser tägliches Leben, ohne Treffpunkte zu einer bestimmten Uhrzeit kommen wir weder im privaten noch im beruflichen Leben aus. Aber was sind eigentlich Raum und Zeit, wie bestimmen sie den Rahmen für unsere Mobilität? Mit Augustinus ist man versucht zu sagen, dass man es zwar wisse wenn niemand danach fragt, man es aber nicht erklären könne, wenn es dann doch jemand wissen will. Und doch hat die Physik eine Reihe von spannenden Antworten auf diese Frage. Antworten, die sich vor allem dann ergeben, wenn man die Welt im ganz Kleinen, im Bereich der Atome oder aber im ganz Großen, in kosmischen Dimensionen betrachtet. Diese Antworten haben es dann aber in sich, zeigen sie uns doch auch Seiten von Raum und Zeit, wie wir sie in der täglichen Erfahrung nie kennenlernen.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 23.04.2012
„Gehen die Frauen, stirbt das Land – Herausforderung Landflucht"
o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerlind Weber, Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung, Universität für Bodenkultur Wien
„Wenn die Frauen gehen, stirbt das Land“, zitiert eine neue Studie einen befragten Bürgermeister über die Landflucht junger Steirerinnen, die vom Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung der Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag des Landes Steiermark erstellt wurde. Gerlind Weber und Tatjana Fischer erforschen die Beweggründe für bzw. gegen Abwanderung und stellten fest, dass der Wohnort des Partners, die gute Ausbildung und Kinder ausschlaggebend sind. Hintergrund der Studie ist die Tatsache, dass bereits 2007 laut Landesstatistik signifikant weniger Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren am Land lebten als gleichaltrige Männer. In manchen Landgemeinden kommen auf sieben junge Männer nur noch fünf junge Frauen. Dies hat weitreichende Folgen für die Bevölkerungsentwicklung auf dem Land. Denn die Prognose für das Jahr 2030 geht davon aus, dass 63 Prozent der steirischen Gemeinden mit einer rückläufigen EinwohnerInnenzahl zu kämpfen haben werden. (...)
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 07.05.2012
"„Die Rechnung bitte!“ – welche Mobilität wollen/können wir uns leisten?"
Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Steininger, Institut für Volkswirtschaftslehre sowie Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
Für die letzte große Wirtschaftskrise waren die stark gestiegenen Spritpreise 2008 der Auslöser. Wir geben in Österreich seit wenigen Jahren erstmals mehr für den Verkehr als für unsere Kinder aus. Der Verkehrssektor ist der einzige Bereich, der in seinen Treibhausgasemissionen ungebremst stark steigt, obwohl wir in der EU das Ziel verfolgen, diese Emissionen bis 2050 drastisch, nämlich um 80 %, zu senken. So vielfältig sind die Gründe, die zu grundlegendem Überdenken Anlass geben, wie wir unsere Mobilität in Zukunft organisieren. Es beginnt mit der Raumordnung, die bestimmt, wie viel zukünftige Verkehrsausgaben und -emissionen wir in Beton gießen, und führt uns über Systeme mit Car-Sharing, Mobilitätsbörsen und E-Bikes zu anderer Flexibilität. Dieser Vortrag soll einen Überblick ökonomischer und umweltpolitischer Aspekte in der Gestaltung unseres zukünftigen Verkehrssystems geben.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 21.05.2012
„Die Welt im Reisefieber. Globale Tourismusethik - gibt es das?"
MMag. Dr. Harald A. Friedl, Gesundheitsmanagement im Tourismus, FH Joanneum
Das Ansinnen, Tourismus als Querschnittsmaterie, globales System und kulturelles Selbstverständnis des Westens „richtig“ zu steuern gleicht dem Ziel, den gesamten Globus in den Griff zu bekommen. Doch wie lassen sich viele Millionen Individuen beeinflussen? Wie „ticken“ Touristen – und was motiviert Unternehmer überhaupt? Angesichts dieser komplexen Herausforderungen kann Ethik nur als persönliches Entscheidungssystem verstanden werden, um die sich wandelnde Welt, wie wir sie individuell wahrnehmen, in einem relativen Gleichgewicht zu balancieren. Es geht also nicht um die „beste“ Lösung, als vielmehr die im Augenblick bestmögliche durchsetzbare Lösung. Darum kann Nachhaltigkeit immer nur das vorläufige, situatives und kontextuelles Ergebnis einer kollektiven Willensbildung sein, niemals aber die „Weisheit“ eines Einzelnen: ein Lernprozess also, der nie endgültig ist – und darum auch nicht für alle jederzeit gültig. Die Herausforderung für (Tourismus-)Ethik und Nachhaltigkeit besteht somit in der bestmöglichen Herstellung von „Partizipation“ – der breiten Einbindung der Sicht Betroffener... Die Rahmenbedingungen für solche „vorläufig richtigen“ Entscheidungen sind hingegen für alle Menschen gleich: die Begrenztheit von Ressourcen (Geld, Zeit...), das Lebensprinzip der Balance und der Maßstab der Stimmigkeit zwischen Wahrnehmung, Bedürfnissen und Handlungen. Darum streben Tourismusethiker in der Praxis danach, die Handlungskompetenz von Reisenden zu fördern, um sie zu bestmöglichen Vorgehensweisen zu befähigen, die auch der bereisten ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Umwelt gut tun.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 04.06.2012
„Erzwungene Mobilität: Vertreibung und Massenflucht im 20. Jahrhundert"
ao. Univ.-Prof. Dr. Karin Maria Schmidlechner-Lienhart, Institut für Geschichte, Universität Graz
Mit den Phänomenen der Flucht und Vertreibung wurden Menschen seit jeher und aus unterschiedlichsten Gründen wie Kriegen, politischer oder religiöser Verfolgung, sowie Umweltkatstrophen konfrontiert. Im gegenwärtigen internationalen Recht werden Flüchtlinge als Personen definiert, die aus begründeter Furcht vor Verfolgung aus ihrem Heimatland fliehen mussten. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen waren in den letzten Jahren weltweit cirka 42 Millionen Menschen auf der Flucht. Neben den aktuellen Fluchtbewegungen werden im Vortrag auch die wichtigsten Fluchtbewegungen des gesamten 20. Jahrhunderts, ihre Ursachen, die Hilfsangebote für Flüchtlinge und Perspektiven für die Zukunft thematisiert werden. Dabei wird besonders auf die Situation von weiblichen Flüchtlingen eingegangen.
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