Vorträge zum Leitthema „Schöne neue Welt!? Wie Wissenschaft und Technik unsere Zukunft sehen (I)“
Die Wissenschaften liefern laufend neue Erkenntnisse und Befunde über die Welt, in der wir leben. Gleichzeitig sind wir heute auch mit den negativen Folgen einer auf Forschung basierenden, technisch-industriellen Entwicklung konfrontiert (z. B. Umweltprobleme). Es braucht daher ein Nachdenken über Zukunft im Sinne von Alternativen zum Heute. In verschiedenen Forschungsbereichen gibt es vielversprechende Projekte und Lösungsansätze für drängende gesellschaftliche Probleme. Diese Konzepte bedürfen jedoch einer breiten gesellschaftlichen Diskussion, damit das, was „möglich“ ist, auch von der Gesellschaft mitgetragen werden kann. Mit diesem Leitthema wird ein zweijähriger Zyklus eröffnet.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 16.10.2017
"Das Demokratieprinzip: Erwartungen und Möglichkeiten der Fortentwicklung eines Verfassungsprinzips"
Univ.-Prof. Dr. Stefan Storr, Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft, Universität Graz
Das Demokratieprinzip ist eines der Baugesetze des österreichischen Verfassungsrechts und ein grundlegender Wert der EU. Es gibt zahlreiche Vorschläge und Ideen wie die Republik und die EU demokratischer organisiert werden können. Um diese Vorschläge beurteilen zu können, sind zunächst die verfassungsrechtlichen Vorgaben und Ausgestaltungen des Demokratieprinzips vorzustellen. Das schließt Überlegungen zum verfassungsrechtlichen Begriff des Volkes genauso ein wie die Möglichkeiten demokratischer Legitimation von Staatsgewalt und Fragen nach der Bedeutung der verfassunggebenden Gewalt. Dann können einzelne Ideen vorgestellt werden - etwa zur direkten Demokratie, zur unmittelbaren Beteiligung von Bürgern in Gesetzgebungsprozessen oder zur Beteiligung von Ausländern an Wahlen - und nach verfassungsrechtlichen Maßstäben beurteilt werden.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 30.10.2017
"Gesellschaftlicher Auf- und Abstieg. Soziale Ungleichheiten unter der Lupe"
Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Hadler, Institut für Soziologie, Universität Graz
Dieser Vortrag widmet sich der Frage nach dem Auf- und Abstieg in Gesellschaften. Bevor man aber über Auf- und Abstieg sprechen kann, ist es zuerst einmal nötig darzustellen, wie Gesellschaften in der Soziologie gesehen werden. Mit anderen Worten: Was ist oben, was ist unten, und was liegt dazwischen? Daran anschließend werden verschiedene Studien vorgestellt, die versucht haben, soziale Ungleichheit und den gesellschaftlichen Wandel in Österreich, aber auch in anderen Gesellschaften abzubilden. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, wie die Österreicherinnen und Österreicher ihre eigene Lage einschätzen und welches Ausmaß von Ungleichheit von ihnen wahrgenommen bzw. erwünscht wird.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 27.11.2017
"Von der Globalisierung zur Digitalisierung: Wie der Faktor „Information“ unsere Wirtschaft verändert"
Univ.-Prof. Dr.habil. Jörn Kleinert, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz
Wissen und Information haben in vielen Bereichen der Wirtschaft eine größere Bedeutung als bisher. Das gilt für die Produktion, in der Fixkosten und damit Unternehmensgrößen zunehmen, im Konsum, in dem wir es immer mehr mit Superstar-Effekten zu tun haben und im Zusammenspiel der beiden, in dem das Internet viele Vertriebswege und Informationsbeschaffungskanäle revolutioniert hat. Die Revolution in den Informations- und Kommunikationstechnologien hat erst die Globalisierung möglich gemacht und wird nun durch Automatisierung und Roboterisierung noch direkter in die Produktionsprozesse eingreifen. Wie sehr die positiven Effekte dieser Entwicklung die Anpassungskosten übersteigen werden, hängt von der Gestaltung der Digitalisierungsprozesse durch die Gesellschaft ab.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 11.12.2017
"Schöne neue Arbeitswelt – welches Arbeitsrecht brauchen wir dafür?"
Univ.-Prof. Mag. Dr. rer.soc.oec. et Mag. Dr.iur. Günther Löschnigg, Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht, Universität Graz
Begriffe wie Arbeitswelt 4.0, Prekarisierung der Arbeit, Scheinarbeitsverhältnisse, Crowdworking kreuzen sich mit Diskussionen zur Flexibilisierung des Arbeitsrechts, zur Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten und zur Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft bei Arbeiterkammern und Wirtschaftskammern. Diese Themenausschnitte demonstrieren bereits, dass die österreichische Sozialpolitik zwar nicht aus den Fugen, aber in Bewegung geraten ist. Das bestehende Arbeitsrecht als normativen Kompromiss zwischen sozialer Absicherung des Einzelnen und unternehmerischer Verantwortung sowie als Instrument zur Erreichung einer gewissen Verteilungsgerechtigkeit gerät zusehends ins Kreuzfeuer diverser Interessensgruppen. Damit stellt sich die Frage, ob die bisherigen Anliegen, Funktionen und Institutionen des Arbeitsrechts überholt sind.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 15.01.2018
"Wie gelingt die Integration von MigrantInnen und Geflüchteten am Arbeitsplatz?"
Univ.-Prof. Dr. Renate Ortlieb, Institut für Personalpolitik, Universität Graz
Die Frage nach dem richtigen Umgang mit MigrantInnen – speziell mit geflüchteten Menschen – hat nicht nur den diesjährigen Wahlkampf zum Österreichischen Nationalrat und wichtige Debatten weltweit beherrscht, sondern sie beschäftigt seit längerem auch die Personalforschung. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Arbeitsmarktintegration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten eine Schlüsselrolle für die gesellschaftliche Integration spielt. Ein Erwerbseinkommen ermöglicht den Geflüchteten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, eine Wohnung zu mieten und Beiträge zur Sozialversicherung zu leisten. Gleichzeitig bietet ein Arbeitsplatz die Möglichkeit zum Aufbau von sozialen Kontakten, Sprachkenntnissen und beruflichen Qualifikationen. Doch wie finden Geflüchtete einen Arbeitsplatz? Und welche Art von Arbeitsplatz finden sie? Wie sehen Arbeitgeber und die Kolleginnen und Kollegen im engeren Umfeld der Geflüchteten dies? Der Vortrag gibt Antworten auf diese Fragen und entwickelt verschiedene Zukunftsszenarien.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 29.01.2018
"Wohnbau in Diskussion"
Univ.-Prof.arch. DI Architekt Andreas Lichtblau, Institut für Wohnbau, Technische Universität Graz
Wenn nach einem Ausblick für den Wohnbau gefragt wird, so liegt auf der Hand, dass soziale Fragestellungen nicht mit technischen Standards und Kostenreduktionen, sondern mit neuen, das heißt nicht einmal „neuen“, aber aktualisierten Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens beantwortet werden müssen. Dazu halte ich es für nicht wirklich wesentlich, jede Wohnung nach höchsten Ansprüchen schall-, wärme- und brandschutztechnisch aufzurüsten. Stattdessen entwickeln wir neue Räume und neue Raumstrukturen, die Konzepte von Gemeinschaftlichkeit wieder stärker thematisieren, um damit die beschleunigte, hochwertig normierte Wohnisolation der Menschen in Frage zu stellen.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 05.03.2018
"Auf dem Weg in die digitale Zukunft: Wo liegen Chancen und Risiken für nachhaltigen Konsum?"
Prof. Dr. Tilman Santarius, Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre, Technische Universität Berlin
Die Digitalisierung ist ein gesellschaftlicher Mega-Trend – darin sind sich alle einig. Doch was bedeutet sie ganz konkret für Ökologie und Gerechtigkeit? Führt die Digitalisierung in eine smarte grüne Welt, in der alle vom technologischen Fortschritt profitieren und wir zugleich schonender mit der Umwelt umgehen? Oder steuern wir auf einen digitalen Turbokapitalismus zu, in dem einige wenige Geld und Macht in Händen halten und die Wirtschaft noch weiter über die planetaren Grenzen hinauswächst? In seinem Vortrag analysiert Tilman Santarius die Chancen und Risiken der Digitalisierung für den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 19.03.2018
"Die Stadt als Lebensraum und Zukunftslabor"
Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Universität Graz
Städte sind komplexe Lebensräume, an denen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ablesen lassen. Einerseits sind sie menschliche Möglichkeitsräume, die Gestaltungsfreiräume bieten, anderseits sind sie auch diejenigen Orte, an denen Konflikte, Probleme und ungelöste Aufgaben offen zutage treten. Dieses Spannungsfeld macht sie zu gesellschaftlichen Zukunftslaboren. Der Vortrag nimmt die so verstandene Stadt aus der Perspektive der Kulturanthropologie in den Blick, die in der Gesellschaftsbetrachtung den Alltag der Stadtbewohner_innen zum Ausgangspunkt nimmt.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 16.04.2018
"Was bedeutet Nachhaltigkeit bei Produkten und Unternehmen?"
Univ.-Prof. DI Dr.mont. Rupert Baumgartner, Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung, Universität Graz
Im Zentrum des Vortrags steht der Begriff der nachhaltigen Entwicklung, der mittlerweile inflationär verwendet wird und der daher an Klarheit und Aussagekraft zu verlieren scheint. Will und soll eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft erreicht werden, was angesichts zahlreicher ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen und der andauernden „Nachhaltigkeit des Nicht-Nachhaltigen“ geboten scheint, haben Unternehmen eine besondere Verantwortung, selbst möglichst nachhaltig zu agieren sowie Produkte und Dienstleistungen bereit zu stellen, die einer nachhaltigen Entwicklung nicht entgegenstehen oder die diese idealerweise unterstützen. Ausgangspunkt des Vortrags ist daher die Diskussion einer konkreten Definition des Begriffes Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung. Darauf aufbauend wird erläutert, wie Nachhaltigkeitsaspekte identifiziert und in die Gestaltung von Produkten und in Strategien von Unternehmen integriert werden können.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 14.05.2018
"Hunger in Zeiten des Überflusses - Interventionen für eine andere Landwirtschaft und Ernährung"
Univ.-Prof. Dipl.-Agr.Biol. Dr.Ing. Bernhard Freyer, Institut für Ökologischen Landbau, Universität für Bodenkultur Wien
Die Lebensmittelproduktion wird weltweit zu 70-80 % über eine kleinbäuerliche Landwirtschaft abgedeckt. Diese produziert zum einen ohne Betriebsmittel von außen, was man vorsichtig mit traditionell bezeichnen kann, teilweise mit Herbiziden und Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern, mit einzelnen Praktiken des ökologischen Landbaus. Nur zu einem sehr geringen Anteil (<1%) handelt es sich um Formen des Ökologischen Landbaus. Mengenmäßig werden heute ausreichend Lebensmittel produziert, dennoch hungern Millionen Menschen – daran hat sich de facto in den zurückliegenden Jahrzehnten nichts Grundlegendes verändert.
Bekannt ist der immense Raubbau an Ressourcen, sowohl über zunehmend monokulturell agierende kleinbäuerliche Betriebe (und dies nicht freiwillig), als auch über industrielle Großbetriebe. Langfristig gesehen sind der irreversible Flächenverlust und die lokale Verfügbarkeit von Wasser entscheidend für die Ernährung der Weltbevölkerung. Davon abgesehen sind die immensen Nachernteverluste, und Ernährungsweisen zu erwähnen, welche einen ineffizienten Umgang mit den vorhandenen Lebensmitteln dokumentieren. Lebensmittelverknappung ist also hausgemacht, die dazu führenden Faktoren weithin bekannt, jedoch die Potentiale für eine Steigerung der Produktion bislang nicht aufgegriffen.
Welche Rolle kann der Ökologische Landbau für eine globale Lebensmittelversorgung einnehmen und welche nicht? Dazu wird auf die unterschiedlichen Paradigmen in einem ökologischen und einem konventionellen Ernährungssystem eingegangen und konkrete Maßnahmen genannt, wie vor allem in den südlichen einkommensschwachen Ländern die Produktivität gesteigert werden kann, und welche Hürden sich einem paradigmatischen Wandel entgegenstellen. Dies unterstützt mit einigem Bildmaterial aus Afrika.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 28.05.2018
Gesunde neue Welt – Mit Gentechnik gegen die Krankheiten unserer Zeit?
Assoz. Univ.-Prof. Dr. Sabrina Büttner, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Universität Graz und Department of Molecular Biosciences, Universität Stockholm
Der Fortschritt der Gentechnik in den letzten Jahrzehnten eröffnet immense Möglichkeiten zum Verständnis und auch zur Therapie von unterschiedlichsten Krankheiten. So wurde nun kürzlich zum ersten Mal die Anwendung einer speziellen Gentherapie zur Behandlung von Krebs genehmigt. Im Vortrag soll der häufig verwendete und doch oft unklare Begriff der Gentechnik kurz erläutert werden, um dann auf neue Erkenntnisse im Bereich der Gentechnologie einzugehen und ihre teils bereits bestehenden oder auch möglichen zukünftigen Anwendungen zu diskutieren. Die Entwicklung im Bereich der Gentechnik, unser Wissen zum genetischen Bauplan und immer neue Methoden zur genetischen Editierung und zum Gentransfer eröffnen breite Anwendungsmöglichkeiten. Einige dieser Anwendungen werden sehr kontroversiell diskutiert, und die damit verbundenen Risiken machen eine strenge Regulierung nötig. Auf jeden Fall haben die neuen Forschungen in diesem Bereich nicht nur einen großen Einfluss auf unsere heutige Gesellschaft, sondern werden maßgeblich die Medizin und Gesundheitsvorsorge der Zukunft beeinflussen.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 4.6.2018
Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer: Realität und Vision
Univ.-Prof. DI Dr. Gernot Müller-Putz, Institut für Neurotechnologie, Technische Universität Graz
En Brain-Computer Interface (BCI), oder Gehirn-Computer-Schnittstelle, ermöglicht es einem Benutzer/einer Benutzerin nur durch Verändern der Gehirnaktivitat eine Computeranwendung zu steuern. Dies geschieht durch Messen und Auswerten der Gehirnaktivität und ohne jegliche Muskelaktivität. Sehr einfach ausgedrückt könnte man sagen: Steuern nur durch Denken. Für Menschen mit schweren körperlichen Einschränkungen (z.B. nach Schlaganfall, Querschnittlähmung, neurodegenerativen Erkrankungen, etc.) kann ein BCI eine Möglichkeit sein wieder mit der Umwelt in Kontakt zu treten, zu kommunizieren oder Gliedmaßen wieder zu bewegen. Seit mehr als 30 Jahren werden BCIs entwickelt und die neurophysiologischen Grundlagen untersucht, Methoden entwickelt und Anwendungen implementiert und mit Endnutzerinnen und Endnutzern getestet. Dieser Vortrag zeigt den Stand der Entwicklungen des Graz BCI im Bereich Kommunikation und Neuroprothesenkontrolle und gibt einen Ausblick auf zukünftige mögliche Entwicklungen.
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