Vorträge zum Leitthema: „Wissenschaft und gesellschaftliche Verantwortung: entdecken – forschen – wirken (III)“
Wissenschaft soll Neues finden und unser Wissen über die Welt vermehren. Wissen wirkt jedoch direkt und indirekt in die Gesellschaft hinein und es stellen sich daher Fragen zum ethischen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wissenschaft wird immer wieder auch mit dem Anspruch konfrontiert, konkrete Anwendungen oder Entscheidungsgrundlagen für Politik und Gesellschaft zu liefern. Wie gehen WissenschafterInnen mit den an sie gerichteten Erwartungen und ethischen Fragen um? Wie nehmen sie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr? Das aktuelle Montagsakademie-Programm beschäftigt sich in einem dreijährigen Zyklus mit diesem Themenfeld.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 11.10.2021
„Menschenrechte als Herausforderung im Alltag“
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.iur. Gerd Oberleitner, Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen – UNESCO-Lehrstuhl „Human Rights and Human Security“, Universität Graz und Leiter des Europäischen Trainings- und Forschungszentrums für Menschenrechte und Demokratie der Universität Graz (UNI-ETC)
Die Menschenrechte sind nicht (nur) abstrakte Rechtsnormen, sondern entfalten ihre Wirkung im Alltag, wo sie zugleich auch oft zur Herausforderung werden, wie zurzeit in der COVID-19 Pandemie. Was bedeuten Menschenrechte für das Zusammenleben im Alltag, wie kann man Menschenrechtsprobleme erkennen, Menschenrechtsverletzungen vermeiden und sich dagegen zur Wehr setzen? Wie ist es um die Menschenrechte in Österreich bestellt? Im Vortrag werden insbesondere die in der Menschenrechtsstadt Graz seit 2001 gemachten Erfahrungen zur Lösung von Alltagsproblemen vorgestellt, Wege zum Menschenrechtslernen aufgezeigt und Menschenrechte als Grundlage für ein gutes Zusammenleben vorgestellt.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 18.10.2021
„Care & Corona: Was wir daraus für eine sorgende Gesellschaft lernen könnten“
Assoz. Prof. Mag.rer.soc.oec. Dr.phil. Klaus Jürgen Wegleitner, Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie und Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC), Universität Graz
Care, die Sorge, steht im Zentrum des Lebens – aber vielfach noch am Rande der Gesellschaft. Durch die Corona Krise ist die Aufmerksamkeit dafür gestiegen. Die bestehenden strukturellen Brüchigkeiten der Sozial- und Gesundheitssysteme und die radikale Ungerechtigkeit in der Verteilung und Anerkennung von Sorgearbeit sind überdeutlich zu Tage getreten. Die vorübergehende „Einsicht“ und der Balkonjubel darüber, dass die Care-Berufe ja wahrhaft „systemerhaltend“ sind und wahrhaft menschlich bedeutsame Tätigkeiten darstellen, scheint langsam wieder zu verebben. Das darf nicht passieren! Wir sind knapp daran, uns eine wesentliche gesellschaftliche und politische Lernchance entgehen zu lassen. Stellen wir uns eine Gesellschaft vor, in der Sorge-Arbeit und -kultur nicht nur das stumme Rückgrat der Gesellschaft bilden, sondern in neuer Weise die Gesellschaft prägen.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 08.11.2021
„Demenz – ethische Herausforderung und auch Chance für die Gesellschaft?“
Univ.-Prof. Dr. Martina Schmidhuber, Institut für Moraltheologie, Universität Graz
In Österreich leben mehr als 100.000 Menschen mit einer Demenz, diese Zahl nimmt stetig zu. Im Vortrag werden nach Zahlen, Daten und Fakten, ethische Herausforderungen von Demenz für pflegende Angehörige und für die Gesellschaft als Ganze diskutiert. Darüber hinaus soll aber zudem gefragt werden, ob Demenz auch eine Chance für die Gesellschaft und Einzelne sein kann – eine Chance, Lebensformen zu überdenken und neu zu gestalten.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 17.01.2022
„Politische Kultur in der Corona-Pandemie“
Assoz. Prof. DDr. Werner Suppanz, Institut für Geschichte, Universität Graz
Die Corona-Pandemie konfrontiert die „westlichen“ Gesellschaften, die sich über persönliche Freiheit, Individualität der Lebensführung und demokratische Partizipation definieren, mit Herausforderungen, die ihr Selbstverständnis in Frage stellen. Der Vortrag befasst sich mit dem Schwerpunkt auf Österreich mit den Konsequenzen der aktuellen Krise für die politische Kultur in demokratischen Staaten. In welchen Bereichen verstärkt die Pandemie vorhandene gesellschaftliche Tendenzen, wo bringt sie neue Phänomene hervor? Welche Auswirkungen hat der Umgang mit der Pandemie auf die Beziehung zwischen Politik, Bevölkerung und Wissenschaft? Wie verändern sich die politische Sprache und Zeichensetzung im Spannungsfeld zwischen den Diskursen der Solidarität und der Spaltung?
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 24.01.2022
„Künstliche Intelligenz (KI) und Vertrauen - sollte KI auch in sensiblen Bereichen eingesetzt werden?“
Univ.-Prof. Dr. Stefan Thalmann, Institut für Operations und Information Systems; Business Analytics and Data Science-Center (BANDAS-Center), Universität Graz
Datenbasierte Technologien und künstliche Intelligenz werden in immer mehr Unternehmensbereichen genutzt, aber nicht nur dort, auch wir kommen im täglichen Leben mit ihnen in Berührung. Im Gegensatz zu klassischer Software, die von Menschen programmiert wird, können Algorithmen des maschinellen Lernens automatisch Entscheidungsmodelle aus Datensätzen ableiten. Die Modelle weisen meist eine gute Performance auf, es handelt sich aber typischerweise um Black-Box Modelle. Im Vortrag soll diese Problematik näher beleuchtet werden. Zudem sollen auch die folgenden Fragen diskutiert werden: Sollte KI auch in sensiblen Bereichen eingesetzt werden? Falls ja, unter welchen Bedingungen sollte dies geschehen? Es werden aktuelle Herausforderungen und Ansätze der Zertifizierung und Validierung von KI diskutiert.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 21.03.2022
"Alles im Fluss – wohin entwickeln sich unsere Gewässer?"
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hein, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien
Eine Vielzahl an Ökosystemen auf unserem Planeten sind großen Herausforderungen ausgesetzt. Auch Fließgewässer wurden und werden laufend durch menschliche Aktivitäten stark überformt. Verschmutzung, Landnutzung, Transport, Energieproduktion sowie Ressourcennutzung führen zu massiven Veränderungen des Wasserdargebotes, der Wasserqualität, der Stoffkreisläufe und Artenvielfalt. Gleichzeitig hat die menschliche Gesellschaft vitale Ansprüche an die Wasservorkommen, den Gewässerraum und die Ökosystemleistungen, die nur ökologisch funktionierende Flüsse in Zukunft bereitstellen können. Klimawandel und Veränderungen der Landnutzung werden in nächster Zukunft Flusslandschaften noch weiter unter Druck setzen, die rapide Abnahme der Artenzahlen, sichtbar in der Biodiversitätskrise, sind Folgen, die nachhaltig Gewässerlandschaften verändern. Daraus ergeben sich folgende Fragen für den Vortrag – wie sieht der globale und regionale Status der Fließgewässer aus und welche Möglichkeiten haben wir um diese Situation zu verbessern? Diese Fragen werden aus gewässerökologischer Sicht betrachtet.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 04.04.2022
„Bionik – wie technische Lösungen durch Insekten inspiriert werden“
Assoz. Prof. Mag. Dr.rer.nat. Manfred Hartbauer, Institut für Biologie, Universität Graz
Das Motto meiner Forschung ist dem der Universität gleichzusetzen „We work for tomorrow“. In der Natur gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Lösungen für Probleme, die zum Teil auch in unserer technisierten Welt gefragt sind. In meinem Vortrag werde ich meine Erfindungen vorstellen, die durch anwendungsorientierte Forschung an Insekten zustande gekommen sind. Ich werde einen Nachtsichtalgorithmus vorstellen, der von nachtaktiven Bienen inspiriert wurde und bereits patentiert ist. Dieser kann in vielen Bereichen zum Einsatz kommen, auch in der Medizin. Ich werde auch einen optischen Kollisionsdetektor vorstellen, der von Wanderheuschrecken inspiriert wurde und bereits in ein technisches System integriert wurde, um den Flug von Drohnen in Zukunft sicherer zu machen. Da die heimische Landwirtschaft zunehmend mit eingeschleppten Schadorganismen konfrontiert ist, werde ich auch unsere neuesten Entwicklungen gegen invasive Fruchtfliegen und Wanzen vorstellen. Da zwei unserer patentierten Mittel auch gegen Wüstenheuschrecken wirken, wird auch die Heuschreckenbekämpfung in Afrika thematisiert.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 25.04.2022
„Unsichtbare Spuren. Die Folgen des 2. Weltkrieges“
Univ.-Prof. Mag. Dr. Barbara Stelzl-Marx, Institut für Geschichte, Universität Graz und Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK)
Kriege hören nicht auf, wenn die Waffen schweigen. Kriege haben Vorgeschichten und sie haben Folgen: im privaten Leben und in der Gesellschaft, in der Politik und Wirtschaft, in sozialen, humanitären oder kulturellen Bereichen. Kriege beschädigen die menschliche Seele und die unterschiedlichsten Beziehungen, oft über Generationen hinweg. Ihre Spuren sind häufig – auf den ersten Blick – unsichtbar, doch nichtsdestotrotz vorhanden, gleichsam subkutan, eingebrannt in Biografien ebenso wie in Orte. „Was bleibt vom Krieg?“ ist die zentrale Frage, die sich die Forschung in diesem Zusammenhang stellt. Im Rahmen des Vortrages werden etwa Schicksale von Kindern des Krieges wie Lebensborn- und Besatzungskinder oder Formen des Erinnerns bzw. Vergessens am Beispiel des Lagers Liebenau dargestellt.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 09.05.2022
"Vom Dolmetschen als soziale Praktik in mehrsprachigen Gesellschaften"
Univ.-Prof. Dr. Şebnem Bahadır-Berzig, Institut für Translationswissenschaft, Universität Graz
Das Dolmetschen ist eine Tätigkeit, die die Kommunikation zwischen Menschen ohne gemeinsame Verständigungssprache ermöglicht. Seitdem Menschen aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräumen in Kontakt miteinander treten, wird gedolmetscht. Die meisten Gesellschaften sind mehrsprachig, ob bedingt durch einheimi-sche anderssprachige Bevölkerungen oder durch die Einwanderung von Menschen aus anderen Kulturen. Die Bandbreite an Sprachmittler*innen reicht von professionellen Konferenzdolmetscher*innen in Wirtschaft, Politik und Diplomatie bis zu Migrantenkindern, die für ihre Familien dolmetschen und diese Tätigkeit als eine ‚natürliche‘ Hilfeleistung durchführen. Besonders herausfordernde Einsatzfelder sind das Dolmetschen in der Psychotherapie oder im Asylbereich. Auch auf Lesungen von nichtdeutschsprachigen Autor*innen wird gedolmetscht. Zudem gibt es verschiedene Arten des Dolmetschens: Es wird nicht nur zwischen den sogenannten Lautsprachen gedolmetscht, wie z.B. Arabisch und Deutsch, sondern auch zwischen der Gebärdensprache der Gehörlosencommunity einer Kultur und der(den) Lautsprache(n) in einem Land. In diesem Vortrag wird der Fokus auf das Dolmetschen als zeitweise sichtbare, oft aber kaum wahrgenommene soziale Praktik gelegt und mit einem Plädoyer für eine bessere Wahrnehmung der als selbstverständlich angesehenen Dolmetschakteur*innen in mehrsprachigen Gesellschaften verknüpft.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 23.05.2022
"Biokatalyse für eine nachhaltige, grüne Chemie"
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Wolfgang Kroutil, Institut für Chemie, Universität Graz
Kleider, Wohnraumausstattung, Medikamente, Hygieneartikel/Kosmetika und Energie/Treibstoffe spielen in unserem täglichen Leben eine essentielle Rolle. Diese Produkte sollen idealerweise günstig und umweltfreundlich hergestellt werden. Im Vortrag wird beschrieben, wie wir uns von den Katalysatoren der Natur, den Biokatalysatoren/Enzyme, effiziente Umsetzungen abschauen und diese in der Chemie einsetzen. In weiterer Folge wird besprochen, was ein Biokatalysator ist, wie er funktioniert und wie er eingesetzt werden kann. Beispiele aus der eigenen Forschung und bereits umgesetzte industrielle Prozesse zeigen, wie die Chemie nachhaltiger und umweltbewusster geworden ist.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 30.05.2022
"Das starke schwache Geschlecht: Maskulinität und Altern"
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Roberta Maierhofer, M.A., Zentrum für Inter-Amerikanische Studien, Universität Graz
In diesem Vortrag wird der Frage nach der Schnittstelle zwischen Identität, Alter und Geschlecht nachgegangen. Dazu dient ein anokritischer Zugang, der den Widerstand gegen die Annahme bezeichnet, dass die Biologie des Menschen identitätsbestimmend den sozialen und kulturellen Stellenwert festlegt. Vielmehr wird das Wechselspiel von Kontinuität und Veränderung als identitätsstiftendes Merkmal sowohl für Frauen als auch Männer sichtbar. David Schalkos fiktiver Kurort Bad Regina wird als Ort des Verfalls dargestellt und kann als eine zynische und provokante Auseinandersetzung mit Maskulinität und Altern gelesen werden. Dennoch eröffnet der kulturwissenschaftliche Ansatz, Maskulinität und Altern in Relation zu setzen, Möglichkeiten, emanzipatorische Gegennormen und menschliche Gestaltungsräume zu erkennen.
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