Vorträge zum Leitthema: „Das Mittelmeer und seine Verflechtungen mit der Welt“
Das Mittelmeer – ein Ort der Sehnsucht für erholungsbedürftige und kulturell interessierte Menschen aus der ganzen Welt. Zugleich ist es ein Ort, an dem sich die großen Herausforderungen unserer Gegenwart manifestieren. Seine besondere Lage macht dieses Binnenmeer seit Jahrtausenden zu einem global herausragenden Knotenpunkt: Auf engstem Raum treffen hier drei Kontinente, drei Weltreligionen, unzählige Lebensformen, Sprachen und politische Systeme aufeinander, einhergehend mit enormer Leistungsfähigkeit, aber auch vielen Konflikten. Das diesjährige Programm der Montagsakademie lädt Sie ein, diese faszinierende Region aus Sicht verschiedener Forschungsgebiete neu zu entdecken.
Aufzeichnung der Montagsakademie vom 21.10.2024
„Der Mittelmeerraum im Klimawandel – Ende einer Idylle?“
Assoz. Prof. Dr. Douglas Maraun, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz

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Das Mittelmeer ist ein Sehnsuchtsort mit vielen Facetten. Für manche als Ursprung großer Kulturen, für andere als Destination von Sommer, Sonne und Strand. Dieses Idyll wird zunehmend gestört. Noch werden Bilder von Hitzewellen und Waldbränden, Dürren und Sturzfluten schnell verdrängt, doch das Mittelmeer ist ein Hotspot des Klimawandels mit teils dramatischen Folgen. Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Klimawandels wird der Vortragende auf die Besonderheiten des Klimawandels im Mittelmeerraum eingehen. Was bestimmt das Klima um das Mittelmeer? Ist der Klimawandel für die Extremwettersituationen der letzten Jahre verantwortlich? Und was erwarten wir in der Zukunft?
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 4.11.2024
„Die Europäische Migrationspolitik und ihre Auswirkungen am Mittelmeer seit 2015“
Univ.-Prof. Dr. Bilgin Ayata, Zentrum für Südosteuropastudien, Universität Graz

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Kaum ein Thema polarisiert Europa so stark wie Flucht, Migrationspolitik und Grenzen. Während die Zahl der Menschen auf der Flucht steigt, entstehen in Europa neue Mauern, verschärfte Gesetze und Grenztechnologien, um unerwünschte Migrantengruppen fernzuhalten. Der neue EU-Pakt für Migration und Asyl, verabschiedet im Mai 2024, hebt diese Politik auf eine neue Ebene und verschärft die Auswirkungen der europäischen Abschottungspolitik im Mittelmeerraum. Der Vortrag zeigt, wie sich die Mittelmeerregion seit 2015 durch diverse Abkommen und das Hotspot-Konzept in Griechenland und Italien nachhaltig verändert hat – mit drastischen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen für Länder wie Tunesien, Libyen und die Türkei.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 18.11.2024
„Gekommen um zu bleiben? Invasive Arten im Mittelmeer“
Priv.-Doz. Mag. Dr. Stephan Koblmüller, Institut für Biologie, Universität Graz

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Das Mittelmeer ist ein Biodiversitätshotspot mit ca. 15.000-20.000 Tier- und Pflanzenarten. Das Mittelmeer ist allerdings auch eines der am stärksten vom Eindringen invasiver Arten betroffenen Meere. Mit steigenden Wassertemperaturen wird es immer attraktiver für tropische Arten. Diese Arten gelangen vor allem (aber nicht nur) aus dem Roten Meer über den Suezkanal in das Mittelmeer und überleben nun in Regionen, die noch vor kurzer Zeit zu kalt für sie gewesen wären, auf Kosten der heimischen Arten. Nach einer kurzen Einführung in die Biodiversität im Mittelmeer wird im Rahmen des Vortrags auf die Auswirkungen invasiver Arten auf die heimische Fauna und Flora eingegangen.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 2.12.2024
„Die Frösche und das Meer. Wie aktuell sind antike Fabeln?“
Univ.-Prof. Dr. Ursula Gärtner, Institut für Antike, Universität Graz

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„Die Griechen wohnen um das Mittelmeer so wie Ameisen oder Frösche um einen Sumpf.“ Dies behauptet zumindest Sokrates in einem Werk des Philosophen Platon. Das Mittelmeer bestimmt also den Raum, in dem die antike Literatur entsteht. Es ist aber gleichzeitig auch Thema dieser Literatur. Doch warum vergleicht der Philosoph die Bewohner mit Tieren? Dies lässt an Fabeln denken, in denen menschliches Verhalten durch Tiere veranschaulicht wird. Im Vortrag gehen wir der Frage nach, wie Fabeln im Mittelmeerraum entstanden, wie sie von Ort zu Ort wanderten und welche Rolle das Meer selbst in ihnen spielt. Vor allem aber lernen wir viele Fabeln kennen und fragen, wie aktuell diese heute noch sind. Sind wir Frösche?
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 13.01.2025
„Leben und Überleben. Armenfürsorge, Mikrokredit und städtische Sozialwirtschaft im späten Mittelalter“
Univ.-Prof. Dr. Tanja Skambraks, Institut für Geschichte, Universität Graz

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Der Vortrag beleuchtet die Anfänge des Wohlfahrtsstaates im Mittelmeerraum (Schwerpunkt Italien) und die Leitidee der moralischen Ökonomie mit hoher Relevanz für die Gegenwart. Denn Mikrokredite sind keine Erfindung der Moderne. Sie gehörten bereits im Mittelalter zu den Instrumenten der erfolgreichen Armutsbekämpfung. Die Kreditwirtschaft basierte damals auf einer christlichen Wirtschaftsethik, vor allem auf den Ideen Nächstenliebe und Gemeinwohl. Inspiriert durch diese Ethik wurden im Italien des 15. Jahrhundert hunderte städtische Pfandleihhäuser gegründet. Diese "Berge der Barmherzigkeit" (Monti di Pietà) genannten Institute vergaben günstige Kleinkredite an Handwerker, Tagelöhner und kleine Händler und boten zudem Geldanlagen und Bankenservices an. Tanja Skambraks untersucht in ihrem Vortrag die Geschichte dieser Pfandleihanstalten und der städtischen Wohlfahrt in Italien und vergleicht sie zudem mit den Entwicklungen im deutschsprachigen Raum.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 20.01.2025
„Zur juristischen Erfahrung im antiken Rom und zum Umgang mit anderen Völkern im Mittelmeerraum“
Ao.Univ.-Prof. Dr. Evelyn Höbenreich, Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen, Universität Graz
Begrifflich leitet sich Recht vom mittelalterlichen dirigere, directum ab (davon diritto, derecho, droit oder right) und meint den Befehl einer Autorität über die ihr unterworfenen Adressaten und Adressatinnen. In Rom dachte man anders. Dort erfanden Laienjuristen ein sich beständig anpassendes ius, dessen kunstvolles Handwerk Jurisprudenz genannt wird. Wie diese juristische Erfahrung dazu beigetragen haben mag, jahrhundertelang ein Imperium zu festigen, soll an Beispielen illustriert werden.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 24.03.2025
„Tanger und Marseille – Glanz und Elend mediterraner Hafenstädte in Film und Literatur“
Univ.-Prof. Dr. Steffen Schneider, Institut für Romanistik, Universität Graz

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Hafenstädte besitzen eine ambivalente Faszination: Sie atmen einerseits die Atmosphäre des Aufbruchs und der Ankunft für Reisende und Abenteurer, andererseits können sie auch mit Angst besetzt sein, weil sie Einfallstore für Fremde, Feinde oder Seuchen sind. Literarische Texte und Filme haben diese Ambivalenz und noch andere Dimensionen von Hafenstädten häufig in Szene gesetzt. In diesem Vortrag stehen mit Marseille und Tanger zwei mediterrane Häfen im Mittelpunkt: Es wird das sehr starke und widersprüchliche Image beider Städte anhand von ausgewählten Texten und Filmen vorgestellt und zugleich diskutiert, wie solche Darstellungen von Hafenstädten unser Wissen vom Mittelmeer als Ganzes prägen.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 07.04.2025
„Die Götterwelt des mediterranen Raums – von den vielen Gottheiten zu dem einen Gott“
Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer, Institut für Antike, Universität Graz

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Der Vortrag beleuchtet die Entwicklung von Kulten und Religion in der griechisch-römischen Antike des Mittelmeerraumes. Diese war anfangs geprägt durch den Kult einer fast unüberschaubaren Menge an Spezialgottheiten mit oft nur lokalem oder regionalem Verbreitungsgebiet sowie meist sehr engem funktionalem Wirkungsbereich. Bereits der Dichter Hesiod in seiner „Schöpfungsgeschichte“ (7. Jh. v. Chr.) erklärt deren Verbindung untereinander in einem Dreigenerationensystem. Die griechischen Gottheiten überlagerten ab dem 2. Jh. v. Chr. mit ihrer gedacht anthropomorphen Erscheinung die ursprünglich als unsichtbare Kräfte vorgestellten römischen Gottheiten, sodass es zu einer Angleichung in Erscheinung und Funktion kam. Ab dem 1. Jh. n. Chr., im politisch nunmehr geschlossenen Kulturraum des Imperium Romanum rund um das Mittelmeer trat eine starke Tendenz zur Verschmelzung verschiedener Gottheiten (Synkretismus) und einer Allzuständigkeit dieser neuen Gottesvorstellung (Henotheismus) hervor. Gleichzeitig traten neue Religionen mit starken Jenseitsvorstellungen, vor allem der Mithraskult und das Christentum ihren Siegeszug an. Ihre Ausbreitung wurde auch durch Seuchen, Naturkatastrophen und Kriege begünstigt, bis im späten 4. Jh. das Christentum zur alleinigen Staatsreligion erklärt wurde.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 28.04.2025
„Gibt es einen gerechten Krieg? Vorstellungen der Antike“
Assoz. Prof. Mag. Dr. Margit Linder, Institut für Antike, Universität Graz

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Das Konzept des gerechten Krieges kann bis in den Alten Orient zurückverfolgt werden. Bereits die Assyrer legitimierten ihre Angriffskriege damit, dass der Gott Aššur ihnen die Herrschaft über die Welt zugesprochen habe. In Ägypten und Persien sah man sich hingegen in der Rolle der Verteidiger von Ordnung und Wahrheit, um das gnadenlose Vorgehen gegen Feinde zu entschuldigen. Auch im antiken Griechenland gab es Diskussionen zu diesem Thema, so z.B. in den philosophischen Abhandlungen des Platon oder des Aristoteles. Die Römer wiederum verstanden einen Krieg nur dann als gerecht (bellum iustum), wenn bestimmte, rechtlich fixierte Parameter gegeben waren. Was waren Kriterien für einen als gerecht angesehenen Krieg? Wie hat sich das Bild im Laufe der Antike geändert? Diese und andere Fragen sollen im Vortrag beantwortet werden.
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Aufzeichnung der Montagsakademie vom 12.05.2025
„Die Pflanzenwelt am Mittelmeer – artenreich und bedroht“
Dipl.-Biol. Dr.habil. Christian Berg, Institut für Biologie, Universität Graz

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Die Entstehung des typischen Mittelmeerklimas ist eine spannende Klimawandelgeschichte, die vor über 30 Mio. Jahren ihren Ausgangspunkt nahm. Das Klima des Mittelmeerraumes und damit die sogenannte Hartlaubvegetation ist so speziell, dass es ein vergleichbares Ökosystem nur an 5 Stellen auf der Erde gibt, das „kleinste Großökosystem der Welt“. Die dem Pflanzenwachstum durchaus abträglichen Klima- und Bodenbedingungen schufen paradoxerweise eine besonders hohe pflanzliche Artenvielfalt. Der Vortrag erzählt die Geschichte der Mittelmeervegetation, nimmt Sie auf eine Reise durch ihre wichtigsten Vegetationseinheiten mit und thematisiert deren jahrtausendealte Bedrohung durch den Menschen und den aktuellen Klimawandel.
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